AC Kromidovo, SW-Bulgarien

Do., 03. August 17. Abfahrt um 9:10, 230 km, Ziel ist Camping Kromidovo in Süd-West-Bulgarien

Grenze nach Bulgarien

Die Fahrt zur 10 km entfernten Grenze bei Dimitrovgrad bietet keinen schönen Anblick: unsauber,  eine Mischung aus protzigen Neubauten und verfallenen Hütten, viele türkische Imbissbuden neben großen LKW-Parkplätzen. An der Grenze zu Bulgarien stehen kaum Autos und trotzdem dauert es eine Stunde, bis  auch wir durch Kontrolle 3 ( = Zollfahndung) kommen. Kurz nach der Grenze kann man eine Vignette kaufen, die für sieben Tage 10 Euro kostet. Weiter Richtung Sofia. Auch hier wirkt die Gegend auf mich recht negativ. Wachtürme, Betonbauten, quadratische Würfelhäuser mit schmalen, toten Fenstern, verlassene Fabrikhallen, die langsam von der Natur zurückerobert werden. Nach ca. 20 Min. wird die Straße 4-spurig, einwandfrei. Gegen 11 Uhr passieren wir Sofia, das im Dunst liegt. Vorbei an hässlichen Beton-Wohnblocks, bei denen die Armierung nach außen rostet. Unattraktive Peripherie einer Hauptstadt!Nach der Metropole in Richtung Kulata (Grenzstadt zu Griechenland) ist die Autobahn relativ neu, auf jeden Fall für unser Navi.  Abruptes Autobahnende bei Blagoetavgrad.

Fehlgeleitet.

Der Wegweiser nach Kulata auf der Anhöhe zeigt nach rechts. Wir fahren also rechts der Straße nach unten und landen wieder auf der alten Autobahn, die nach 20 Metern komplett gesperrt ist. Und jetzt, oh Schreck? Schnell wenden auf der Autobahn und die einspurige Zufahrt in Gegenrichtung zurück. Gott sei Dank kommt keiner entgegen. Den nächsten Wegweiser nach rechts zur E79 deuten wir wieder falsch und landen im Industriegebiet. Hier gibt es gute Wendemöglichkeiten. Die weitere Fahrt verläuft reibungslos und die Landschaft wird immer attraktiver.
Gegen 14 Uhr haben wir das Camp endlich gefunden, bei 41 Grad unterm Auto. Obwohl in den Chats im Internet zu lesen ist, man dürfe dem Navi hier nicht trauen und solle nur den Schildern folgen, muss ich für uns sagen: das Navi hatte Recht.

Kromidovo

Der Ort Kromidovo wirkt einfach und ärmlich, die Straßen sind sehr schlecht, die zahlreichen „bumbers“ (Bremsschwellen) nur manchmal mit Farbe gekennzeichnet und im Schatten oft nicht zu erkennen. Randbemerkung: die Sahne ist fertig! (für meinen Kaffee steht ganz normale Flüssigsahne im Kühlschrank und die ist durch das Geschüttel nun zur festen Schlagsahne  geworden ..)

Das Tor zum Campingplatz ist geschlossen, aber der Hofhund gibt Laut. Alsbald öffnet jemand das Nummernschloss und das selbstgebaute Holztor öffnet sich für uns. Zur Hälfte kommt das Gespann durch, doch dann gerät der Wohnwagen in eine Kuhle und hüpft knirsch an den Holzpfosten. Ein 250er WoWa hätte hier keine Chance. Also Abkuppeln und weiter mit dem Hilfsmotor. Doch der Mover streikt und dreht nur nach  links. Ich will nach hinten, um zu schieben. Frank hat das scheinbar nicht gehört, denn als ich im engen Spalt am Tor vorbei will, macht der Caravan wieder eine Drehung und quetscht mich kräftig ein. Auf mein lautes Schreien kommt nun der Platzinhaber zur Hilfe und gemeinsam schieben wir das schwere Gefährt durchs Tor. Fast eine halbe Stunde schuften wir bei Gluthitze, jede kleine Bodenwelle bringt den Mover ins Straucheln, irgendwie stehen wir dann irgendwo.

John und Sara erschaffen ein kleines Paradies

Selten haben wir so freundliche und sympathische Platzinhaber getroffen wie John und Sara. Die Beiden  kommen aus Manchester, sind nach zahlreichen Urlauben hier vor 4 Jahren sesshaft geworden und haben erst im letzen Jahr den Campingplatz gegründet. Sehr kreativ und mit Liebe zur Umwelt, nachhaltig und ökologisch. Beeindruckt bin ich auch von ihrer konsequenten Haltung. Es gibt hier keine Chemietoilette, dafür strikte Mülltrennung, sehr einfallsreich und originell inszeniert. Für den Restmüll habe ich keine Tonne gefunden, wo doch auf den meisten Camps nur die großen Restmülltonnen stehen.  Sehr individuell ist der Patz auch durch Marke Eigenbau. So sind Tipi incl. Möbel und überdachten Freisitz selbst gestaltet und gezimmert, Brunnen mit Mosaik verziert und viele kunstvolle andere Kleinigkeiten überall verteilt. Dusche, WC und Waschgelegenheit teilen die Besitzer in der Hauptsaison mit den  Campinggästen, weil im Obergeschoss des Wohnhauses auch noch Appartements und eine Ferienwohnung untergebracht sind.

Abendessen bekommt man entweder im Schwimmbad ( Fastfood bis 19 Uhr), oder man muss mit dem Auto 11 km nach Melnik fahren. Den Alternativvorschlag, mit der Familie im Camp zu essen, nehmen wir sehr gerne an. Heute sind zwei Volunteers aus London angekommen. Cat und Alice helfen ca 25 Stunden pro Woche bei täglichen Arbeiten, auch beim Kochen, oder kreieren Kunstwerke. Die Beiden wollen ein Mosaik für den Garten gestalten. In der Freizeit können sie an organisierten Fahrten teilnehmen oder nach Belieben selbst die Gegend erkunden.

Da Alice Vegetarierin ist, gibt es ein wunderbares Gemüse-Gulasch mit buntem Reis und für die Fleischesser runde, gelbe Kürbisse, üppig mit Hackfleisch gefüllt. Ich mag diese gartenfrische, einfache Küche ohne Zusatzstoffe sehr. Dazu gibt es von John selbstgebrautes Bier, natürlich naturrein und Organic-Wein aus dem Dorf.