Camp Ananas bei Sibiu

Sonntag 5. Mai 19.  Regen. Thermal Camping hat sich sichtlich geleert und wir müssen beim  Ausfahren warten. Der junge Angestellte an der Sperre sucht auf einem Zettel nach unserer Autonummer und sagt dann: „where is your Caravan? will you come back? “  Wir müssen lachen. Kurz nach 8 Uhr sind wir in der Zahnklinik im Hotel Silver. Welch ein Glück, ich komme sofort dran und für 17 Euro sitzt mein Goldkrönchen wieder fest. Also Abreise. Der Wetterbericht hat recht und es regnet kräftig. Unser Stellplatz hat sich in ein Schlammbad verwandelt. Wir müssen durch den Nachbarplatz fahren und vorne anhängen, rückwärts kommen wir nicht mehr heraus. Unsere Schuhe stecken bis zum Knöchel im Dreck und die Autoreifen haben eine dicke Matsch-Kruste, die dann beim Fahren den Wohnwagen besprenkelt.   Für 4 Übernachtungen zahlen wir 80 Euro. Insgesamt waren die Preise in Ungarn sehr günstig, das Bier 1 Euro, Gulasch ca 5 Euro.

Lehmiger Boden ist ja in Ordnung, Regen auch. Aber in Kombination kann es doch etwas unangenehm werden! Der Untergrund war so weich geworden, dass die Wohnwagenräder schon ein Stück eingesunken waren. Und die Stellplatzeinfahrt hatte ich mit dem Jeep zu Matsch gefahren. Musste leider über den freien Nachbarplatz rausziehen! Danach waren zwei Stellplätze ruiniert. Tut mir leid!? (Anm. d. Ehem.)

Planänderung

Unser nächstes Ziel  sollte der „Camping bei Freunden“ sein. Das Erlebnis bei Erwin Sipos streichen wir schweren Herzens. Für Outdoor Adventure-Tours in den Westkarpaten beim Höhenluftkurortes Arieșeni (830 m) ist das Wetter zu schlecht. 3 Tage Dauerregen und nachts minus Grade, das macht keinen Sinn. Schade.

Fahrt zum Camping Ananas bei Sibiu

Zuerst verfranzen wir uns in Hajdúszoboszló, weil der Bahnübergang gesperrt ist und das Navi auf Umwegen immer wieder irgendwo über die Bahngleise will. Nach einer halben Stunde Irrfahrt finden wir eine neue Autobahn, die leider nach ca. 30 km endet. Auf der anschließenden Landstraße stehen Gesperrt-Schilder für Pferdegespanne. 😉

Nach 1,5 Std. sind wir dann an der Grenze zu Rumänien. Hier gibt es die RO Vignette. Diesmal haben wir vorher Geld gewechselt, aber die Dame will 9 Euro. Wechselkurs derzeit: 4,40 Lei = 1 Euro.

Oradea im ungarisch-rumänischen Grenzgebiet wäre bestimmt auch einen Ausflug wert. Schöne Jugendstilhäuser, historische Baudenkmäler und viele Parks schmücken die Stadt. Eine Meinungsverschiedenheit taucht zwischen uns auf. Frank will die E60 fahren, das Navi und ich die E79  und so reiht sich ein Fahrfehler an den anderen. Ich sag jetzt nix mehr! Nach fast einer Stunde Irrfahrt haben wir endlich herausgefunden aus Oradea und sind jetzt doch auf der E79 gelandet.

Ich fahre gerne entspannt Auto. Auch gern mit netter Unterhaltung. Etwas schwieriger wird´s, wenn zwei weibliche Stimmen permant versuchen, Einfluss auf mein Fahrverhalten zu nehmen- und das auch noch mit unterschiedlichen Anweisungen. Na ja, das Navi kann man zum Glück abschalten! (Anm. d. Ehem.)

PS . zu diesem Zeitpunkt funktionierte auch noch das 2. Navi (also 3 Frauenstimmen)!

Diese Straße ist momentan furchtbar

Ärmliche Häuschen, triste Farben, viele noch im Rohbau und kaum größer als eine Garage. Die Grenzgebiete sind fast immer sehr benachteiligt. Die Straße ist alle paar Kilometer quer aufgerissen und wird immer schlimmer. Eine einzige Baustelle, kein gerades Stück, und dazu beständiger Nieselregen. Die Schlaglöcher sind tief, es gibt keine Möglichkeit anzuhalten und Einheimische überholen riskant. Grausam diese Straße.

Nach 3 Stunden quälender Fahrt ist dann endlich ein weiterführendes Stück der E79 fertig und wir haben Hoffnung, doch noch bei Helligkeit nach Sibiu zu kommen. Die letzten 120 km gibt es eine Autobahn und unsere Stimmung wird besser. Um 18 Uhr, nach 8 Stunden Fahrt kommen wir müde am Camp an. Wir sind hier mitten in Siebenbürgen, ehemals Transsilvanien. Die kleine Stadt Cisnădioara (Michelsberg) ist nur 10 km von Sibiu (Hermannstadt) entfernt.

Camping Ananas

Der Platzchef ist Deutscher und heißt uns Willkommen, freie Platzwahl, Anmeldung irgendwann. Der Campingplatz ist rein mit deutschen Gästen belegt und die meisten kommen gleich, um uns zu begrüßen. Gleichzeitig stürmt ein Rudel Hunde auf uns zu.

So vergeht die Zeit und als wir uns endlich loseisen können und mit knurrendem Magen im nahe-gelegenen „Apfelhaus“ ankommen, schließt das Restaurant gerade. Wir waren vor 7 Jahren schon einmal hier in Michelsberg und Frank erinnert sich an ein Gasthaus unten im Dorf. Dieses gibt es leider nicht mehr. Der einzige bewirtschaftete Ort ist ein Kiosk, vor dem Männer im Freien stehend Bier trinken. So koche ich heute zum ersten Mal mit Gas im Wohnwagen. Die Penne Arrabiata schmecken köstlich, wenn man Hunger hat.

Später setzt sich Frank zu anderen Campern , wo sie bei Bier und Wein kurzweilige Stories austauschen.

Montag 6.Mai 19. Der sonst so schöne Ausblick auf die älteste Kirche in Rumänien am Hügel gegenüber und die umliegenden Berge ist heute ein Opfer des Nebels geworden. Dazu regnet es. Die streunenden Hunde sind auch wieder einer da. Einer kommt nur, wenn Gäste im überdachten Freisitz frühstücken. So  haben sie ihn „Frühstück“ getauft. Zwei haben so viel Hunger, dass ich ihnen ein Stück Brot zuwerfe. Sogleich beginnen die Hunde unseren Platz ringsum zu markieren. Als der große Hund in den Wohnwagen will, hole ich meine Kamera und der Blitz geht los. Blitzschnell ist er weg und kommt erst am nächsten Tag wieder. Es schüttet wie aus Kübeln. Mit dem Auto fahren wir nach Heltau, finden dort einen Penny-Markt und Frank füllt den Biervorrat auf. Heute Abend gehen wir früher ins „Apfelhaus“ und rechnen auch die Stunde Zeitverschiebung mit ein. Gute transsilvanische Küche mit Preisen wie in Deutschland, nur das Bier ist günstiger. Als wir zurückkommen liegt einer der Hunde vor dem Wohnwagen auf Franks Schuhen. Praktisch – sie sind jetzt gut vorgewärmt.

 

Abends traut sich heute keiner vor die Tür, der Biergarten bleibt leer. Schade

Dienstag, 7.Mai 19. Wieder schüttet es wie aus Kübeln und heute kommt noch ein stürmischer Wind dazu. Höchsttemperatur 5 Grad. Nur noch ein einziger Campingwagen am Platz harrt aus. Wir wollen den Platzwart bitten, uns ein Taxi nach Sibiu zu rufen , aber der hat sich heute frei genommen. Also setzen wir uns ins Auto und wollen nach Norden fahren.

Spazierfahrt ohne Navi

Es sollen viele schöne Kirchenburgen auf der Strecke liegen. Frank will heute das Navi nicht hören und sein Bauchgefühl schickt uns in ein enges, dünn-besiedeltes Tal in den Karpaten. Auf den Straßen kleine Seen. Die Natur wird sich über den vielen Regen freuen. Es gibt ca. 50.000 Roma rund um Sibiu. Einige Gemeinden stellen kostenfreien Grund im Außenbezirk für die Zigeuner zur Verfügung, um sie aus den Städten zu kriegen. Nach drei Stunden haben wir endlich wieder zurück( und eine Tankstelle) gefunden. Diesel ist hier teurer als Benzin und kostet ungefähr 1,40 Euro. Der Jeep bläst eiskalte Luft  zu den Füßen; die untere Luftklappe läßt sich schon lange nicht mehr schließen, aber so kalt hab ich es noch nie gespürt. Frank hat in weiser Voraussicht seine schaffellgefütterten Winterstiefel an. Bin ich froh, wieder im mollig warmen Wohnwagen zu sein;  zusätzlich den Heizlüfter einschalten und einen Tee kochen : alles ist wieder gut.

Mittwoch 8.Mai 19. Frank hat heute Geburtstag und wir haben vereinbart,  diesen in Griechenland gebührend nachzufeiern . Der Regen hat zwar aufgehört, aber es ist trübe und bei Höchsttemperaturen von 10 Grad immer noch kalt. Was könnten wir unternehmen?

  • Ein Ausflug zum ca. 20 km entfernt gelegenen Paltinis (Hohe Rinne) in 1450 m Höhe muss ausfallen, weil die Straße wegen Schnee gesperrt ist.
  • Ein Ausflug nach Sibiu (Hermannstadt), seit 2007 Kulturhauptstadt Europas, fällt auch flach, weil morgen der EU Kongress stattfindet. Die Staats- und Regierungschefs kommen auf der Tagung des Europäischen Rates zusammen. Angeblich sind seit Tagen die schönen Plätze im Zentrum mit Zelten vollgestellt und man sieht nichts mehr von der Schönheit der Stadt.

Wir fahren nochmal nach Heltau zum Penny, denn heute Abend gibt es als Geburtstagsessen rumänische Spaghetti. Die  rot-weißen Fußgängerüberwege, geschätzt alle 50 Meter, nerven langsam und wenn da zusätzlich weiße Pfeile gemalt sind, muss man sofort runter vom Gas, denn die 20 cm hohen Schwellen vernichten die Stoßdämpfer.

Am Ananas ist glücklicherweise ein neues Wohnmobil angekommen und der gesprächige Herr aus Württemberg feiert nun mit Frank draußen Geburtstag. Ich hab mich entschuldigt, 7 Grad sind mir zu kühl zum Draußen sitzen. Frank will Uwe (Chef) auch ein Gampert-Bier anbieten, doch der lehnt vehement ab. Wegen des Gipfeltreffens wimmelt es hier von Polizei und seit kurzem gilt bei scharfen Strafen die Promillegrenze von 0,0.

Eigentlich waren die Außentemperaturen ideal, denn ein vernüftiges Pils sollte eine Temperatur von 6 bis 8 Grad vorweisen. Also perfekt! Außerdem trinkt man bei niedrigen Temperaturen auch etwas weniger. Was wiederum meinem eh begrenztem Vorrat gut tat. Und so kann man locker die Besucher eines kompletten Campingplatzes zu einer Lokalrunde einladen! (Anm. d. Ehem.)

Fazit:

Schön gelegener, individueller Platz mit sehr freundlichen und hilfsbereiten deutschen Besitzern, klasse Aussicht auf die Berge, ruhig im Grünen

Sehr kommunikativ durch Möglichkeiten zum gemütlichen Zusammensitzen und Grillen

Das Waschhaus mit Waschmaschine und Trockner funktioniert gut, wird jeden Vormittag geputzt und ist zu unserer Zeit (Mai 19) prima sauber. Zwei WC’s  und Duschen reichen aus.  Es gibt aber keine Heizung und nachts wenig Licht auf den Weg dorthin. (Taschenlampe empfehlenswert) Wenn repariert, gibt es noch ein zweites Sanitärhäuschen unten und das Waschbecken neben der Mülltrennung ist für uns sehr praktisch.

Nachteile zu der Zeit, als wir hier waren: Bei schlechtem Wetter ist es wie überall trist, das Hundegebell stört meist morgens, derzeit Baustellenlärm im Nachbargarten, keinerlei Versorgungsmöglichkeit. Trotzdem gerne wieder … für’s Wetter kann der Campingplatz nix ….

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