Freitag, 18.08. Fahrt zum Camping Lake Shkodra Resort in Nordalbanien, 240 km
Abfahrt 10:40. Die neue Pass-Straße kennen wir ja bereits schon. Um 12:30 sind wir auf der Höhe von Elbasan – mit 120.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt Albaniens. Wieder ist ein Stück Autobahn fertig und für den Verkehr freigegeben. Vor Tirana sind 20 km Autobahn einspurig befahrbar, aber jetzt kommen wir leider direkt in die Stadt. Fast eine Stunde stottern wir von Ampel zu Ampel. Wo war denn da ein Abzweig?
Danach geht eine Ortschaft in die andere über, eine halbe Stunde stauen wir noch durch den Stadtverkehr von Shkodra und um 16 Uhr sind wir endlich am Campingplatz.
Camping Lake Shkodra Resort
Die Zufahrt ist noch die gleiche wie voriges Jahr. 1 km staubige Schotterpiste durch ärmliche, verwilderte Gegend. Dann wieder einmal die krassen Gegensätze von arm und reich. Ein schweres Metalltor öffnet sich und gibt den Blick frei auf eine gärtnerisch gepflegte Anlage mit Palmen, Sandstrand mit Liegestühlen, Hängematten und Sonnenschirmen aus Stroh. Wir sind auf einem der Top-Ten-Campingplätze in Europa.
Die Dame in der Rezeption erkennt uns sofort wieder und braucht zur Anmeldung lediglich einen Nachnamen. Die Stellplätze sind eben und teilweise mit Matten beschattet. Die riesige Rasenfläche in der Mitte bleibt frei für Ballspiele und dergl. und sie ist, obwohl sie täglich stundenlang gewässert wird, heuer nicht frisch grün. Seit Wochen hat es hier nicht mehr geregnet. Angrenzend der exklusive Glamping-Bereich mit komfortablen Tipi-Zelten, Lodge, Baumhaus und Glamping Rooms.
Glamour Camping und Sanitärgebäude erster Klasse
Das unisex Sanitärgebäude ist noch genauso gepflegt und sauber, mit Toiletten-Papier, Seife und Papierhandtüchern, zahlreichen Einzelwaschkabinen und Familienbad. Duschstangen zum Höhenverstellen finde ich immer sehr praktisch, wenn ich mir die Haare nicht waschen will. Überall genügend Haken und Abstellflächen. Wirklich top *****
See und Restaurant mit Minuspunkten
Eigentlich steht mir der Sinn nach einer Abkühlung im Shkodra-See. Letztes Jahr war das Ufer gut 10 Meter näher am Strand. Dieses Jahr: Algen ohne Ende, Ölfilm auf der Wasserfläche, brackiger Geruch. Der See ist fast so groß wie der Gardasee, aber sehr flach und der heiße Sommer hat ihn zum Baden für mich untauglich gemacht. Schade, es fehlte der Regen.
Abends freuen wir uns schon auf das leckere Essen im platzeigenem Restaurant. Doch hier hat sich einiges geändert. Der vordem superschnelle und freundliche Service ist nicht mehr, unser Ober ist eine Schlafmütze. Da wirkt auch der Sonnenuntergang nicht mehr so romantisch. Endlich kommt eine andere Bedienung und nimmt die Bestellung auf.
Meine Meeresfrüchte mit Tomatensoße und Grillgemüse knirschen vor Sand, etwas Tomatenmark darüber verbindet sie, ein paar dünne Scheiben Zucchini, ohne Gewürze. Franks Risotto mit Meeresfrüchten kommt als Pizza daher. Er beschwert sich nicht und versucht, die Pizza zu essen. Die Tintenfischteile sind, wie bei mir, sehr zäh und nach wenigen Bissen legt er das Besteck zur Seite.
Das Bier ist gut und mit 1,25 Euro für die Halbe sehr günstig. Man bezahlt hier übrigens alles in Euro.
Exkursion Koman-Stausee
Samstag, 19. August 17. An der Rezeption wollen wir nun eine Fahrt zum Koman-See buchen – das ist der Hauptgrund, warum wir hierher gekommen sind. Die Exkursion dauert einen vollen Tag, kostet 40 Euro incl. Bootsfahrt und Mittagessen. Da der See wunderschön sein soll, die Straße dorthin aber recht anspruchsvoll, wählen wir diese bequeme Variante. Doch wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Dame an der Rezeption meint wortkarg, sie brauche mindestens vier Personen, sonst könne sie die Fahrt nicht organisieren. Falls sie stattfindet, würde sie uns Bescheid geben.
Die Innenstadt mit Fußgängerzone in Shkodra soll auch sehr schön sein. So verbinden wir diese Besichtigung mit dem Versuch, einen neuen Reservereifen für den Caravan zu bekommen. Gleich nach dem Camp auf der staubigen Zufahrtstraße läuft ein junges Pärchen mit riesigen Rucksäcken. Frank hält an und die beiden Franzosen steigen dankbar ein. Es hat über 40 Grad und keinen Schatten. Sie haben überhaupt keinen Plan, wohin ihre Reise gehen soll. Sie fahren einfach immer dahin, wo der Wagen hinfährt, der sie mitnimmt. Eigentlich wollten sie mit uns in die Stadt fahren, doch als Frank eine Reifenhandlung ansteuert, steigen sie aus und nehmen einen Dolmus.
Der kleine Reifenhändler versteht Frank nicht so richtig. Später telefoniert er mit seinem Chef und dieser kommt alsbald und versichert, dass der gebrauchte Reifen passend ist. 2.400 Leke. Als Frank mit Euro bezahlen will, schlägt er schnell noch drei Euro drauf. Na ja, 30 Euro ist immer noch ein guter Preis.
Noble Fußgängerzone – Elendsviertel
Einen Parkplatz in der Innenstadt zu finden ist fast unmöglich. So parken wir an einer markanten Straße, damit wir das Auto leicht wiederfinden und gehen 1 km zu Fuß. Die Fußgängerzone ist neu und mächtig rausgeputzt. Matt glänzende Pflastersteine, Straßencafes und noble Restaurants, edle Läden, schmucke Parkflächen, moderne Einkaufspassagen. Es sieht aus wie in den meisten Fußgängerzonen in irgendeiner Großstadt. Das einzig besondere ist höchstens die Moschee.
Shkodra ist mit ca. 113.000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt von Albanien. Am Rand des Nobelviertels dann wieder der krasse Gegensatz durch alte, baufällige Gebäude, Baracken, trostlose Wohnblocks aus der kommunistischen Aera und viel Müll. Ich wäre lieber im alten Teil von Shkodra auf Entdeckungstour gegangen.
Das Abendessen ist wieder nicht besonders gut, aber heute werden wir schneller bedient.
Keine Antwort wegen der Fahrt zum Koman-See, die laut Poster täglich stattfindet. Die Rezeption hat heute kurz nach 21 Uhr geschlossen. Das ist kein guter Service. Kein Ausweichtermin, keine Buchung bei einem anderen Organisator. Dann fahren wir eben morgen früh wieder ab. Punkt.
Letztes Jahr waren wir hier so begeistert. Was hat sich geändert? Unsere Erwartungshaltung? War der Sommer zu heiß? Ist der Platz zu bekannt geworden und hat man einen besseren Service nicht mehr nötig?