Kamping Pa Emer – 3. Besuch
23.08.2016. Weiter geht die Reise nach Norden. Die schnellste Verbindung führt über den Llogara-Pass.
Wasserscheide zwischen Ionischem Meer und Adria
Von Süden nach Norden ist der Llogara-Pass für Frank fahrbar. Nicht wegen der Straße – die Fahrbahn ist komplett gut ausgebaut, genügend breit mit Bankett und Leitplanken. Das Problem ist die Aussicht in die Tiefe. Anfangs schraubt sich die Pass-Straße meist auf der Berginnenseite 1.027 Meter hoch. Das Ionische Meer ist Luftlinie nur drei km entfernt, liegt aber 1000 Meter tiefer. Ich verkneife mir heute, darauf hin zu weisen, dass man herrliche Ausblicke hat und auch die griechische Insel Korfu sehen kann. Solche überschwänglichen Bemerkungen hat mir Frank strikt untersagt.
Nach dem Pass beginnt schon die Bucht von Vlora.
Ganz ehrlich, ich habe höllischen Respekt vor größeren Höhenunterschieden (so ab etwa 5m) und meiner lieben Gattin sollte das auch bekannt sein. Nichts desto trotz schwelgt sie regelmäßig ob der herrlichen Ausblicke hier von der Höhe herab. Motivierte mich ungemein! Das nächste Mal werde ich sie in den Caravan setzen. (Anm. d. Ehem.)
Vlora – Großstadt an der Adria
Vlora ist mit ca. 100.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt in Albanien. In den 90-er Jahren nach Ende der kommunistischen Ära wurde Vlora zu einem Zentrums des Drogenhandels und Waffenschmuggels nach Italien, das nur 70 km entfernt ist. Auch Flüchtlinge und Prostituierte wurden über die Straße von Otranto transportiert. Teilweise aus diesen Schmuggelgeldern entwickelte sich hier ein touristisches Zentrum. Strände wurden angelegt, Restaurants, Bars, Diskotheken und Hotels in aus dem Boden gestampft. Manche Gebäude wurden schwarz erstellt und müssen wieder abgerissen werden. Schöner ist das Stadtbild durch die schnell erbauten Wohnblocks nicht geworden. Die wenigen Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum haben wir nicht besichtigt. Wir waren 2011 schon einmal hier und es ist beängstigend, wie der Bauboom weiter anhält.
Kamping Pa Emer 2011
Wir sind hauptsächlich wegen des Campingplatzes Pa Emer hier, der uns damals empfohlen wurde als einer der Topplätze in Albanien. Der Sohn, ein Landschaftsarchitekt aus Italien, plante und bepflanzte die terrassierten Außenanlagen, die beiden Schwestern kümmerten sich um die Küche, die landestypischen Gerichte auf der Dachterrasse waren vom Feinsten, der Blick übers Meer im Sonnenuntergang fantastisch. Der Seniorchef kümmerte sich liebevoll im Garten um die Blumen und ab und an beehrte er einen Gast mit einer besonders schönen Rose. Man spürte die Vision, einen Traum zu verwirklichen, ein kleines Paradies zu schaffen, ein Idyll in Natur und Ruhe, mit einer Insel im Meer wie in der Karibik.
Kamping Pa Emer 2016
Die Zufahrt ist immer noch schlecht, aber ohne Schaden befahrbar. Von der Straße SH4 westlich von Kavajë nach Synej abzweigen. Weiter nach Karpen, dort den Camping-Symbolen zum Meer folgen, noch ca. 8 km auf schmaler, schlechter Straße, die letzten 400 Meter Schotterweg. Der Campinglatz ist heute sehr gut besucht und wahrlich kein Geheimtip mehr: eine Reisegruppe „geführter Wohnmobilreisen“ mit mehr als 10 Wohnmobilen macht hier Stopp und wir finden gerade noch eine freie Nische. Dank Mover navigiert Frank den Caravan knapp an Bäumen vorbei und wir vertrauen auf unseren Allrad-Jeep, der hoffentlich genug Kraft hat, um ihn später wieder aus dem Sand zu ziehen. Der Stellplatz ist phänomenal schön: direkt am Meer, leicht erhöht und durch eine grüne Hecke abgeschirmt. Solche traumhaften Plätze findet man ganz ganz selten.
Der Camp liegt verhältnismäßig ruhig am Ende einer Sackgasse und nachts hört man nur das leichte Rauschen des Meeres. Die Stellplätze sind wirklich schön gelegen, teils direkt am Meer aber auch am Hang hat man durch die Terrassierung überall Meerblick.
Kritische Bemerkungen:
Heute wirkt Kamping Pa Emer ungepflegt und stark überteuert. Die Sanitäranlagen werden zwar laufend sauber geputzt, sind aber stark heruntergekommen. Das Essen im Restaurant im Blockhaus am Platz ist leider nicht mehr empfehlenswert. Die Camping-Gäste speisen im Beton-Hotel nebenan, da stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis. Noch besser ist das kleine Fischrestaurant ohne Namen direkt am Strand, absolut frisch und lecker zu einem super Preis.
Das Wasser ist trüb, sehr seicht und es gibt Quallen. Ich sehe vereinzelt Badegäste immer nur ins Meer hinauswaten – nie schwimmen.