Camp Kod Boce im Durmitor Gebirge

So. 7. August – Reisetag zum Camp Kod Boce

Heute geht’s nach Montenegro ins Gebirge. Wir wollen ganz früh aufbrechen, da Frank befürchtet, dass die Strecke ins Durmitor nicht einfach für unser Gespann werden wird. Enge Passstraßen mit überhängenden Felsen sind gefährlich und eine Herausforderung mit unbekanntem Ausgang. Doch zunächst sitzen wir am River Camp fest – wir sind eingeparkt. Die zwei jungen Franzosen, die im Auto direkt hinter uns übernachteten, haben wohl die Bedingung nicht verstanden und sind ausgeflogen. Nedzad läuft verärgert hin und her. Geduld haben und noch einen Kaffee trinken. Schon um 9 Uhr morgens klettert das Thermometer auf 30 Grad. Endlich kommen die beiden zurück, fahren schuldbewusst ihren Kleinwagen nach hinten. Nedzad weist uns gekonnt beim Rückwärtsfahren ein und regelt den Verkehr auf der Hauptstraße. Danke – schön war es wieder hier.

Fahrt in die Sommerfrische

Auf der Fahrt werden wir für den Zeitverlust durch eine Überraschung entschädigt: es gibt einen neuen Tunnel und hervorragend ausgebaute, breite Straßen – oft dreispurig. Die gelesenen Berichte und YouTube-Videos bei der Reiseplanung waren wohl nicht mehr auf dem neuesten Stand. Somit ist die schwierigste Strecke ein Klacks. Je höher wir kommen, desto schlechter wird das Wetter.
Unser gewählter Platz Camp Kod Boce liegt 2,1 km südwestlich von Zabljak auf einer Höhe von 1450 m innerhalb der Grenzen des Nationalparks von Durmitor. Als wir aussteigen, befinden wir uns in einer grauen Nebel-Regen-Wolke und ständiger Nieselregen begleitet uns bei Temperaturen um die 10 Grad. Die beiden Damen im bescheidenen  Rezeptionshäuschen sind sehr nett und freundlich. Am Camp gibt es einen ebenen,  befestigten Platz mit Stromanschluss direkt neben einem Reisebus und wir sind der einzige Wohnwagen hier. Das weiträumige Gelände ist sehr hügelig und nur für kleine Zelte geeignet.

Der Wohnwagen ist schnell aufgestellt und in die Waagrechte gebracht. Tisch und Stühle bleiben heute drinnen, weil es uns zu frisch ist und wir an die Hitze in Blagaj gewöhnt sind. Ich ziehe mir die Regenjacke über und mache einen kleinen Rundgang über den Platz.  Das „Restaurant“ im Camp Cod Boce ist ein quadratischer, gemauerter Pavillon. Eine Gruppe aus dem Gästehaus oberhalb hat alle Tische und Bänke besetzt und es bleibt unklar, ob sie sich nun selbst versorgen oder bekocht werden. Auf jeden Fall werden wir nicht zum Essen eingeladen. Laut meiner Nase  gibt es einen deftigen Eintopf mit Gemüse, Kartoffeln, Bauchspeck, Lamm und Innereien . Es riecht gut und ich bekomme mächtig Appetit, da das kleine Frühstück schon lange nicht mehr vorhält.

Danach laufe ich im nassen Gras die Böschung hoch und schaue mir Waschräume, Toiletten und Duschen an. Die Sonnenkollektoren werden wohl heute kein warmes Wasser bringen. Im kleinen Sanitätshaus hinter der linken Tür gibt es eine kleine Küche, in der man wegen der Dachschräge nur zur Hälfte aufrecht stehen kann. Hinter der rechten Tür für Männlein und Weiblein gemeinsam  der Waschraum, sauber und gut ausgestattet mit Ablagen und Haken und – was wir bisher noch nie gesehen haben: mit Zahnputzbechern! Na dann Mahlzeit! Gegenüber drei abschließbare Zellen mit Dusche und WC direkt nebeneinander. Und zu meiner großen Freude gibt es in einer Kabine einen Heißwasserboiler. Da man beim Duschen den ganzen Raum inklusiv Toilette richtig pitschnass macht, verteilt sich der Dreck von Sport- und Bergschuhen natürlich vollflächig am Boden.

Am äußeren Rand bietet der Campingplatz ein besonders trostloses Bild – zumindest bei diesem tristen Regenwetter. Frank meint, ich solle diese Fotos nicht reinstellen, weil sie nicht schön sind. Doch ich bin eben Realist und hab gleich wieder gute Laune, als mich Frank zum Abendessen nach Zabljak einlädt. Mit dem Auto sind wir in 10 Minuten dort und finden gleich ein Restaurant.

Nachts fällt das Thermometer auf 4 Grad. Also ab in den Wohnwagen, die Heizung aufgedreht und mit einem Buch ins Bett gekuschelt. Ob das so eine gute Idee war, hierher zu fahren?

 

Die nördliche Route über den Grenzübergang bei Vucevo erschien mir fahrtechnisch etwas brisant und so entschieden wir uns für die südlichere Variante über die R435 und R427 in Richtung Trebinje. Diese Entscheidung erwies sich als richtig: gut befahrbare Strassen, wenig Verkehr, tolle Landschaft! Auch der Weg zum Grenzübergang war ausreichend ausgeschildert. Über die Routenführung ins Durmitorgebirge hatte ich mich bereits ausführlich bei Google maps informiert. Es konnte also nichts schief gehen. Kann es doch – wenn nämlich der Fahrer ein wichtiges Abzweigschild übersieht. Als  nach gut einer Stunde kurviger Fahrt sich die Strecke immer weiter von der gewünschten Himmelsrichtung entfernte, wurden wir doch etwas misstrauisch. Auf Nachfrage bei einer Streifenwagenbesatzung erfuhren wir, dass wir uns auf dem Weg zum nördlichen Grenzübergang nach Bosnien befanden. Da wollten wir ja wirklich nicht hin. Also – umdrehen, zurückfahren und beim richtigen Wegweiser (der übrigens gut zu erkennen war) abbiegen. Die ehemalige Horrorstrecke nach Zabljak war hervorragend ausgebaut und machte somit den Zeitverlust wett. (Anm. d. Ehem.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.