Sonntag, 20. August 17. Fahrt von Shkodra über Sukobin nach Ulcinj, Montenegro
Shkodra am Sonntag morgen
Navi sagt: 20 km und will wahrscheinlich einfach geradeaus über den See. In Shkodra erhöht es dann auf 42 km. Der Verkehr auf der Umfahrungsstraße ist dicht, genauso wie die Kneipendichte. Fast jedes dritte Haus hier hat einen Ausschank und überall sitzen Männer davor zum Reden oder Spielen. Die meisten Wirtschaften sind erst nach der Regierungszeit von Envar Hoxha entstanden. Man könnte meinen, so wie früher jeder wehrpflichtige Mann einen Bunker bekam, hat heute jeder trinkfähige Mann eine Kneipe.
Vor der Brücke über die Buna kommt der Verkehr dann ganz zum Stillstand. Einige ganz Schlaue fahren bei jeder Tankstelle raus, quetschen sich rigoros vorne wieder rein und so kommen die Braven gar nicht mehr vom Fleck.
Hier ist eine Sinti-Siedlung. Zahlreiche Zigeunerfrauen klopfen an die Fensterscheiben und halten die Hand auf. Sie schleppen mehr oder weniger kleine Kinder mit sich, die sich meistens schlafend stellen. Die bösen Verwünschungen werden uns nicht treffen. Ich habe mich nicht getraut, ein Foto zu machen.
Und schon wieder eine Hochzeit, die fünfte die wir heute sehen. Entgegenkommende Autos wechseln auf unsere Spur, um an den Hochzeitsautos vorbeizukommen und vor uns dann wieder auf ihre Fahrbahn zurück zu drängeln. Es nimmt kein Ende. Im ersten Wagen der Hochzeitsgesellschaft schaut ein Fotograf aus der Dachluke und filmt die Feiernden. Singend und tanzend winken Hochzeitsgäste mit bunten Bändern aus Fenstern und Autodächern, johlen und jubilieren. Endlich kein Gegenverkehr mehr und wir kommen voran.
Grenze bei Sukobin
Zur Grenze nach Montenegro und Sukobin ist es nicht mehr weit und aus den Seitenstraßen schwärmen wieder Zigeuner aus. Ganze Karawanen sind unterwegs, mit Kind und Kegel oder Bildern von Verstorbenen. Auch den Opa schieben sie im Rollstuhl mit. Wenn das erbettelte Geld reicht, springt der wahrscheinlich auf und geht eins Trinken.
Bei 38 Grad im Schatten und dem bettelnden Volk bleiben wir lieber im Auto sitzen. Ein Friseursalon auf der Wiese lockt mich dann doch mit dem Foto auf die Straße.
Eine Stunde dauert die Grenzabfertigung, nach zweieinhalb Stunden haben wir ca. 20 km geschafft. Nach einer weiteren Stunde sind wir in Ulcinj in Montenegro.