AC Zasavica – Sremska Mitrovica

31. Juli 17. Von Budapest nach Sremska Mitrovica in Serbien.  410 km steht im Display.

Um 10:00 bei 32 Grad geht’s auf zu unserem nächsten Übernachtungsplatz westlich von Belgrad, Camping  AC Zasavica . Frank hat das Navi heute selbst eingestellt, nachdem wir gestern so in die Irre geleitet wurden. Viele Lastwagen sind unterwegs und wir kommen ganz schwer auf die Überholspur. Öde Landschaft, ein paar Büsche, ein paar kleine Laubbäumchen, halbgrüne Wiesen, Grassilos und Maisfelder. Wenn nicht ab und zu eine Brücke über die Autobahn führen würde, wäre das Land vollkommen flach.  Ab Autobahn E 75 ist die Fahrbahn gut, weit besser als in Österreich, wo Bodenwellen den Wohnwagen ganz schön ins Schwanken brachten und für ein ungutes Gefühl in der Magengegend sorgten.

Grenze zu Serbien

11:45 kommen wir an der Grenze an. Ausfahrt aus Ungarn ohne Wartezeit. Anders sieht es bei der Einreise nach Serbien aus. Die Wartezeit betrug mehr als eine Stunde. Im Niemandsland ist rechts von der Autobahn eine riesige Anlage mit neuen Baracken ohne sichtbare Fenster auf einem Areal, das, so weit ich sehen kann, ca. 3 Fußballfelder groß ist. Das Gelände ist rundum mit hohen Stacheldrahtzäunen umgeben, funkelnd neuer Draht in überhängenden Rollen. Hohe Peitschenlampen alle paar Meter, zahlreiche Autos parken hinter abgeriegelten Toren. Auf der gegenüber liegenden Seite geht ein breiter Fußgängerweg weiter ins freie Gelände, ebenfalls mit 3 Meter hohem Stacheldrahtzaun begrenzt, wie im Gefängnis. Am Straßenrand stehen rollbare, schwere Eisen-Barrieren. So könnte man schnell die Autobahn abriegeln. Wachposten halten diesen imaginären Streifen stets frei vom stauendem Verkehr. Sind hier vielleicht Flüchtlinge untergebracht, die von Serbien nach Ungarn fliehen wollten und hier gefangen gehalten werden? Mulmiges Gefühl.

Von den sechs Grenzstationen erwischen wir wieder die Spezialspur, wo gar nichts weiter geht. Das ist irgendwie ein Gesetz. Um 13 Uhr sind wir durch.

Fahrt durch Serbien

Weiter führt die E75 Richtung Novi Sad. Heute hätten wir besser dem Navi folgen sollen. Als Frank bemerkt, dass unser Ziel plötzlich um 200 km weiter in die Ferne rückt, ist es schon zu spät und wir kommen nicht mehr auf die richtige Route rüber. Egal, es ist eh so heiß und der beste Platz bei dieser Hitze ist ein  Auto mit Klimaanlage.

Die Landschaft ähnelt der in Ungarn, nur ist die Autobahn holpriger. Weit und breit keine Dörfer. Die Sonnenblumen auf den Feldern hängen die Köpfe, weil die Kerne so schwer geworden sind. Der CD-Player spielt Oldies – beschwingte Songs voll Leichtigkeit und Jugend. Zum Zeitvertreib lerne ich ein bisschen kyrillisch lesen, da die Autobahnschilder alle zweisprachig gehalten sind.

Bei der nächsten Mautstation müssen wir schmunzeln: ein Bediensteter steht im Mauthäuschen, beugt sich aus dem geöffneten Fenster, drückt oben auf einen Knopf, entnimmt Tickets und überreicht freundlich eines an jeden passierenden Autofahrer.

15:15 sind wir auf Höhe Belgrad. Die Fahrt ist stinklangweilig. Wir sind zwar stundenlang durch Serbien gefahren, haben aber nichts gesehen als verdorrte Felder und ein paar Büsche.

Sremska Mitrovica

Um 16 Uhr verlassen wir die Autobahn bei der Ausfahrt Sremska Mitrovica.  Links halten bis zum Kreisverkehr, gerade durchfahren, immer weiter, bis man über die Save-Brücke kommt. Nach der Brücke rechts, immer weiter gerade aus der Save entlang, bis man nach einer Viertelstunde zum Dorf Zasavica II kommt.

Das Dorf ist sehr einfach und ärmlich. Fotografieren ist gerade schwierig. Sobald ich die Kamera gezückt habe, kommen laut kläffende Hunde auf mich zugerannt und die Hausleut gleich hinterher.

Camping Zasavica

Der Campingplatz ist sehr gut mit großen Tafeln ausgeschildert. Zu beachten ist nur, dass das Logo Zasavica mit kyrillischen Kleinbuchstaben geschrieben wurde und so schwer zu entziffern ist. Am Ende des Ortes biegt man links ab und nun kommt der krasse Gegensatz zum einfachen Dorf. Der Campingplatz ist einer der modernsten und besten Plätze in Serbien. Wir waren vor 5 Jahren schon einmal hier, kurz nach der Neueröffnung. Es ist alles so perfekt geblieben, wie damals. Nette Campingplatzleitung,  große, schattige Parzellen inmitten unberührter Natur, starkes WLAN ohne PIN, Aufenthaltsraum mit offenem Kamin, Wasseranschlüsse auf jeder Parzelle.

Sanitäranlagen vom Feinsten, geschmackvoll, hochwertige Materialien, bestens gepflegt. Kinder-Wickeltisch und -WC. Excellente Küche mit allen Elektrogeräten und großem Kühl-Gefrierschrank.

 

Zasavika Nationalpark

Nur ein paar Gehminuten sind es zum Natur-Reservat Zasavica mit einer Fläche von 1825 ha. Das Gebiet ist eines der letzten unberührten Moorgebiete in Serbien und rund 33 km lang. Dort wollen wir zu Abend essen: Fleisch aus diesem Wildpark.

Gleich am Anfang ein kleiner Zoo mit urigen Unterständen. „alte Rasse, die genetischen Ressourcen Serbiens“ steht geschrieben. Es gibt Vitoroga Ziegen, Baranecked Hühner, das berühmte Mangulica-Sremska-Schwein mir schwarzen Borsten, Podolsko Rinder mit riesigen Hörner und vor allem 300 Balkanesel.

Der teuerste Käse der Welt

Balkanesel sind eine sehr seltene Rasse und fast gänzlich ausgestorben. Die Milch soll sehr gesund sein, wenig Fett und viel Viatmin C.  Da ein Balkanesel nur 0,2 Liter Milch am Tag gibt und der Esel drei Mal gemolken werden muss, kostet ein Liter Milch 40 Euro. Für ein Kilo Käse braucht man 25 Liter Eselsmilch. Daher kostet der Pule, wie man den bröckeligen Eselskäse auch nennt, rund 1.000 Euro pro Kilo. Hier kann man kleine Päckchen kaufen mit 50 g für 65 Euro. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber der Käse findet weltweit guten Absatz, so sagt man. Die Leute im Dorf gehören wohl nicht zur Kundschaft.

Momentan sind wir die einzigen Gäste auf dem Gelände und hier im Restaurant. Die Speisekarte ist einfach: es gibt Gulasch. Nicht, weil heute Montag ist – es gibt jeden Tag nur Gulasch. Wir sitzen in einem gemütlichen Holzstand mit Strohdach. Wo kommen denn diese winzigen Insekten her? Vielleicht aus den Strohdächern? Meine graue Sweat-Hose ist übersät mit dem schwarzen Kleingetier. Da steh ich lieber auf, steig auf den Aussichtsturm und mach ein paar Schnappschüsse.

Nun wird es aber Zeit zum Gulaschessen, denn das Resort schließt um 20 Uhr. Ein kleines Schälchen Gulasch, weniger als 10 Bröckchen Fleisch, schön viel sämige Soße, ein Schälchen Tomaten mit Zwiebeln. Das Krabbelgetier ist ziemlich lästig. Gut hat es uns geschmeckt, das besondere Schwein. Es hatte auch einen besonderen Preis: pro Person 7 Euro. Das finde ich für die Gegend ziemlichen Wucher.

Tatsächlich nehmen sie es hier sehr genau mit den Sperrzeiten. Als wir höchstens eine Minute nach 8 durch das Fußgängertor gehen wollten, ist schon abgesperrt. Jedoch bemerkt uns der Wärter sofort und lässt uns raus.

Verlängerung

Eigentlich wollen wir nur eine Nacht hierbleiben. Ich spring noch schnell unter die Dusche, weil ich diese winzigen, schwarzen Käfer loswerden möchte. Zwischenzeitlich kommt Frank auf die geniale Idee, dem Campingplatzchef unser altes Fotobuch zu zeigen, mit der Frage, ob denn dieser freundliche Angestellte von damals noch hier sei. Wir waren nämlich 2012 schon einmal hier und wurden am helligsten Vormittag mit Raki begrüßt, elegant auf einem Silbertablett serviert. Der Chef, ehemals Student für Infrastruktur und Logistik, später hiesiger Polizeichef, ist hoch erfreut. Bei dieser Gelegenheit gibt er uns Tipps, Prospekte und Kartenmaterial für die nähere Umgebung. Er plant für uns eine Besichtigungstour für den sehr heißen Tag morgen und gibt Empfehlungen für Restaurants. Man kann ja nicht jeden Abend Gulasch essen.

Da wir schon 1300 km auf dem Tacho haben, bin ich gerne einverstanden. Außerdem sehen wir dann doch noch etwas von Serbien.  Nachdem sich die Campingplatzbetreiber  (Familie) verabschiedet haben, bewacht ein Nachtwächter unsere Ruhe bis zum nächsten Morgen.

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