Mi, 2. August. Serbien. Von Zasavica nach Grenzstadt Dimitovgrad, 390 km
Strecke zur Grenze nach Bulgarien bei Dimitovgrad
Abfahrt von Zasavica um 9:15 bei 31 Grad im Schatten. Auch morgens treiben die Bauern die Kühe am Camp vorbei. Die Fladen sind noch sehr frisch und reichlich Kuhscheiße am Kotflügel sowie auf der halben Vorderfront vom Caravan gesprenkelt bleibt wochenlang unser Begleiter.
Eine viertel Stunde bis zum Kreisel in Sr. Mitrovica, dann Richtung Belgrad. Die Straße ist holprig und langweilig, aber sonst in Ordnung. Scheinwerfer an ist hier Vorschrift. Maut von 290 Dinar (ca. 2,5 €) wird kassiert. Schon nach einer Stunde sind wir auf Höhe Belgrad, umfahren die Hauptstadt und weiter auf der E 75 Richtung Nis auf eintöniger Schnell-Straße.
13:30 sind wir bei Nis und hier endet die Autobahn. Viel loser Müll auf allen Parkplätzen, ärmliche Gegend, halb verfallene Häuser und Schuppen. Dann ist wieder ein Stück Autobahn fertig in der Nähe von Bela Palanka, nagelneu und supergut, die bei Pirot wieder endet. Parallel geht der Neubau weiter, riesige Baustellen mit eigener Baustoffherstellung; Tunnel und Brücken sind meist schon fertig. Es muss enorme Finanzspritzen geben in dem sonst recht armen Land.
Kurz vor der Grenze nach Bulgarien hat Frank mit Street View einen Campingplatz entdeckt. Diesen haben wir ansonsten im Netz nirgendwo gefunden und hoffen, dass er überhaupt existiert. Er liegt direkt an der Route, hat ein Lokal dabei, also ideal zum Übernachten. Was wird hier passieren, wenn die Autobahn fertig ist?
Paradiesgarten Trick Express?
Gegen 15 Uhr sehen wir bei Polje Banja tatsächlich ein Schild zu einem Campingplatz ohne Namen und fahren mit dem Gespann in den Garten. Weit und breit kein Mensch zu sehen, auch kein Zelt oder Wohnmobil, nur zahlreiche Pfauen, die Wiesen übersät mit Federn aller Größen und ein Holzhüttchen mit der Aufschrift „hotspot“. Wir lassen das Gespann einfach stehen und fragen im Lokal nach. Tatsächlich, es ist ein Campingplatz und wir sollen uns nur etwas gedulden. Frank ist auch mit Dosenbier zufrieden, ich bleibe bei Wasser. Die Campingplatzbetreiberin ist nun auch mit der Haus- und Gartenarbeit so weit fertig und zeigt uns freundlich Stromanschluss und Licht in den beiden Holzhäuschen. Vor dem grünen Haus mit der WC-Wasch-Duschzelle liegen dutzende von Pfauen im Schatten. Im Gebäude übernachtet noch ein Türke mit Familie, der keine Einreisegenehmigung bekommt, aber das wäre nicht gefährlich, informiert uns die Chefin mit recht gutem Deutsch.
Frank zieht es zurück in die Bar, ich packe mein Notebook aus und komme ohne Passwort ins Netz. Mittlerweile ist auch vor dem Wohnwagen Schatten und immer mehr buntschillernde Pfauen lassen sich zutraulich neben mir auf der Wiese nieder. Auch scharrende Hühner und Wichtigmacher-Gockerln sowie zahlreiche Truthähne gesellen sich dazu. Der Hofhund liegt neben meinen Füßen und kriegt an Streicheleinheiten nicht genug. Das ist schon eine besondere Idylle hier. Nur wenn man sich fortbewegen will, ist Vorsicht angesagt wegen der im Gras versteckten Tretminen.
Mein Rundgang im weiträumigen Garten führt an der Autowerkstatt vorbei zu zahlreichen Ramschstücken wie der Türkische Basar Istanbul, alte Autowracks oder sonstigen Flohmarkt-Raritäten. Im einem Käfig in der prallen Sonne sind mindestens 60 Jungtruthähne eingepfercht, nur mit ein paar Kunststoffplanen vor der Sonne geschützt, aber nicht vor der Hitze. Am liebsten hätte ich sie frei gelassen!
Perfekte Abzocke
Abends im türkischen Lokal sitzen fast nur Türken, meist Männer. Frank spricht einige auf Deutsch an und diese antworten auf Deutsch zurück. Also Gastarbeiter, die Urlaub in ihrer Heimat machen. Für uns gibt es auf der Speisekarte, die entweder kyrillisch oder türkisch geschrieben ist, heute nur Cevapcici oder eine Suppe. Die türkischen Gäste kriegen alles Mögliche auf die Teller. Uns serviert man 6 ganz kleine, flache Hackfleischteilchen mit drei dünnen Tomaten- und Gurkenscheiben und ein paar fette Pommes. Dem Pfau mit den längsten Schwanzfedern haben sie gut geschmeckt und als wir ihm nichts mehr zuwerfen, fängt er entsetzlich an schrill zu schreien und hört gar nicht mehr auf. So zahlen wir den Wucherpreis von 25 Euro für das bisschen Fastfood, 2 Dosenbier und ein kleines Wasser aus dem Kühlschrank. Ohne Gläser! Den Autoverkehr hört man laut, Sanka, Polizei, dicke Brummis. Weiter hinten auf unserem Stellplatz hört man hauptsächlich die Gockel schreien, das ist besser. In einer Hütte steht auf einem Schild der Name Carski Drum und ein Übernachtungspreis von ca. 8 Euro. Die Platzchefin steckt 20 Euro ein und ich bin froh, dass wir morgen früh weiterfahren. Freche Touristenabzocke. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen ganz besonderen Platz mit Raritäten und bunt schillernden Pfauenfedern.