Von Meteora nach Pogradec, Panne

15. August 17 – Maria Himmelfahrt. Fahrt nach Pogradec am Ohridsee in Albanien.
235 km, 4,5 Std. (incl. 2 Std. Sonderaufenthalt + 1 Std. Zeitverschiebung)

Fahrt Meteora Richtung Albanien

Abfahrt von Kalambaka um 8 Uhr. Auch jetzt schon strömen Busse Richtung Meteora Klöster. Also, es hätte uns gestern nichts gebracht, die Gunst der Morgenstunde zu nutzen. Navi wählt die Abkürzung auf einer gut ausgebauten Landstraße; angenehme Fahrt durch schattige Laubwälder, Baumdächer, hügelig auf und ab, kaum Verkehr, wenige Dörfer. Nach einer Stunde nehmen Kurven und Höhen aber zu, 10 % rauf und runter, Frank wäre lieber auf der Autobahn und wundert sich über die Schilder „Schneekettenpflicht“. Ich genieße den Blick von den Bergkuppen nach allen vier Seiten über strohgelbe Wiesen umrahmt von viel Grün. Doch schon bald sind wir dann auf der neuen Autobahn.
Wenige Minuten später, kurz hinter einem Tunnel halten wir instinktiv den Atem an – irgendein komisches Geräusch und leichtes Schlingern …? Frank reagiert sofort, fährt auf den schmalen Randstreifen und murmelt: Platten. In der Tat. Vom rechten Wohnwagen-Reifen bleiben nur noch Fetzen.

Mein gelber Engel

10:40. Frank entnimmt wortlos die neue Warnweste aus dem Plastikbeutel, zieht sie über und stellt die Gampert Bierkästen aus dem Kofferraum auf die Straße, um an das nötige Werkzeug zu kommen. Das Problem ist, den Wohnwagen hochzubocken. Der Wagenheber passt nicht unter den Längsträger. Also, Stützen runter und schrittweise mal vorne, mal hinten nachgezogen. Die Sonne knallt unbarmherzig herunter. Ich finde auch eine Aufgabe: Warndreieck aufstellen. Gerade sehen wir, dass die komplette Kunststoffblende vom Radlauf abgerissen ist. Instiktiv gehe ich auf dem Randstreifen der Autobahn Richtung Tunnel und tatsächlich: nach ca. 100 Metern finde ich neben diversen Reifenfetzen  auch Teile der Abdeckung. Mutiger Schritt auf die Fahrbahn – es ist zum Glück wenig Verkehr. Mein Ehemann hat inzwischen den WoWa so weit hochgehebelt, dass die beiden Wagenheber darunterpassen und der Reifen allmählich frei wird. Der Schweiß trieft unter der Kappe – die zwei Flaschen Fusel-Retsina von gestern Abend sind wahrscheinlich längst rausgeschwitzt. Und jetzt zeigt sich wieder mal seine Genialität in Problem-Momenten: auf meinen Einwand, Luft fehlt im Reserverad, holt er seine neu erworbene Powerstation aus dem Kleiderschrank und pumpt den Reifen auf. Super, mein Liebster, weiter geht die Fahrt.

 

Die Autobahn ist sehr neu und führt durch ein Naturschutzgebiet mit beidseitigen, kilometerlangen Drahtzäunen zum Schutz der Bären. Neue Autobahn A29 in Nordgriechenland mit Bärenzäunen Google Maps von 2016 kennt diesen Autobahn-Abschnitt A29 auch noch nicht, der bis an die Grenze nach Albanien führt und die 15 ersetzt. Das Kassenhäuschen ist noch geschlossen.

Vom Grenzübergang Billisht nach Pogradec am Ohridsee in Albanien

Um 11:35 sind wir an der Grenze und es sind höchstens 20 Autos vor uns. Dennoch dauert es 40 Minuten an der griechischen und weitere 35 Minuten an der albanischen Grenzstation.

Hier in Albanien das gewohnte Bild: Lavazh, Tankstelle, Lavazh, Reifenhändler,  usw. alle 100 Meter.  Geblieben sind auch  die Eselsgespanne mit Minieseln und die zahlreichen Obst- und Gemüsestände am Straßenrand. Auf dem Land herrscht die kleine Feldwirtschaft und Tierhaltung zur Eigenversorgung und Verkauf vor – zum Großteil noch mit Esel, Pferd und viel schwerer Handarbeit ohne Maschinen. Die Häuser jedoch sind alle neu. Im Moment sehe ich kein einziges altes Gebäude.

Über Feldwege zum Ziel

Nach einer guten Stunde sind wir fast in Pogradec und als das Navi zu unserem  Ziel am Ohridsee nach Tushemisht rechts abbiegen will,  gibt es weder ein Schild noch eine gespanntaugliche Straße. Wenig später kommt ein Wegweiser zu unserem Zielort Tushemisht , doch die Abzweigung sieht nicht vertrauenserweckend aus. Haben die jetzt etwa, weil sie die Hauptstraße neu teeren, das Schild einfach umgestellt? Jetzt sind wir schon in Pogradec und es kommt kein neuer Wegweiser. Also Kehrtwende und dann doch auf die Schmalspur. Zunächst ist die Fahrbahn ganz gut, doch als wir die andere Richtung wie die Müllabfuhr einschlagen, wird der Weg immer enger. Schon der Eselswagen braucht die halbe Breite. Jetzt geht die Straße in einen staubigen Feldweg über und wir können nicht wenden. Ich frag einen Jungen um Rat, indem ich auf unseren Wohnwagen deute und dazu Schwimmbewegungen mache. Er nickt freudig und winkt zum Weiterfahren.

Oh je, hoffentlich ist der gute alte Fendt stabil genug für all die Löcher in den Löchern. Den Spuren nach zu urteilen, hat sich auf diesem Feldweg gerade jemand die Ölwanne aufgerissen. So rumpeln wir sorgenvoll an Tümpeln mit Müll vorbei ohne zu ahnen, wohin der Weg führt, und kommen tatsächlich am Ohridsee an der richtigen Stelle raus.  Nur ein paar Meter verbotenerweise gegen die Einbahnstraße und wir biegen am Campingplatz ein, kurz bevor die Polizei kommt.

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