Sonntag, 20. August 17. Camping Safari in Ulcinj, Montenegro
Safari Beach Camping
An den schattigen Bereich im Pinienwald können wir uns gar nicht erinnern. Vielleicht gab es den 2011 noch nicht, sondern nur die sonnigen Plätze am Meer. Endlich ein Platz so richtig im Schatten hoher Bäume und mit viel Ruhe. Allerdings wird für die nächsten drei Tage ein allgemeiner Wettereinbruch vorhergesagt und das Thermometer soll sinken. So kaufe ich mir eine WLAN-Karte für einen Euro, die aber selbst vom Platz-Chef nicht aktiviert werden kann. (das Netz heißt übrigens: safarieu – obwohl Montenegro noch nicht in der EU ist, und selbständig den Euro eingeführt hat!)
Der Strand an unserem Campingplatz ist ungewöhnlich menschenleer. Ein Blick auf ein Schild im Sand liefert die Erklärung: Kiteboard-Zone. Von 11 bis 20 Uhr Badeverbot, keine Liegen und Sonnenschirme am Strand erlaubt.
Abends essen wir im Restaurant am Platz. Man sitzt gemütlich mit Blick aufs Meer und das Essen schmeckt uns gut. Der Oberkellner ist sehr aufmerksam und spricht hervorragend deutsch. Ich darf die Pommes abbestellen und dafür gegrilltes Gemüse haben. Klasse Service, das erlebt man nur ganz selten in Touristengebieten.
Montag, 21. August
Hier ist im Allgemeinen ein anderes Camper-Publikum. Das Sanitärgebäude wird wirklich oft und gründlich gereinigt. Trotzdem ist fast jedes Mal das WC verdreckt, weil einige Damen auf die Klobrillen steigen oder im Stehen bieseln und nicht treffen. Das Geschirrspülen ist auch kein Vergnügen hier. Für den ganzen Platz gibt es nur 2 Doppelwaschbecken. Im einen wäscht ein kleiner Bub gerade seine verdreckten Unterhosen – er hört aber bald damit auf. Im anderen Becken reinigt ein Mann eine große Schüssel mit Sepia und Fischeingeweiden. Ich mach das Becken vom Bub sauber und spüle die erste Hälfte vom Grillabend.
Als ich mit dem restlichen Geschirr zurückkomme, ist der Fischwäscher immer noch zu Gange und eine Frau huscht schnell vor mir ans freie Becken. Und jetzt unterhalten sich die beiden und quatschen und nehmen keine Notiz von mir. Ich bin nicht rigoros genug. So versuche ich, mein bisschen Geschirr an den normalen Waschbecken zu reinigen, aber diese sind dermaßen klein, der Wasserhahn sehr flach, das Wasser kalt, keine Abstellflächen, so dass ich alle drei Becken brauche für das Nötigste. Morgen hole ich mit der Gießkanne Wasser spüle dann unser Geschirr im Wohnwagen.
Das neue Ulcinj
Frank will sich die Veränderungen in Ulcinj ansehen und macht sich mit dem Rad auf den Weg. Das wäre nichts für mich gewesen. Er sagt, die Autos fahren total rücksichtslos und unberechenbar und die gnadenlosesten tragen das Kennzeichen RKS. Die Stadt soll überfüllt und chaotisch sein, am Strand kein freies Plätzchen mehr. Im Meer schwimmt nach wenigen Meter eine rot-weiße Absperrkette. Zunächst denkt Frank, da findet gerade ein Wasserballspiel statt, weil ständig eine Trillerpfeife ertönt. Doch dann merkt er: das ist kein Schiri, sondern ein Wachposten, der immer dann pfeift, wenn ein Badegast über die Abgrenzung schwimmen will.
Die wenigen Häuser der Altstadt, die das Erdbeben am Ostersonntag 1979 überstanden haben, sind abgerissen oder renoviert worden. Die Altstadt ist zu einer reinen Hotelstadt geworden. Frank findet als einzigen Zugang nur einen Fußgängerweg über eine lange Treppe. Es gibt in Ulcinj keine Fahrradfahrer.
Copacabana von Montenegro
Der Strand von Ulcinj zeichnet sich durch seinen breiten und 13 km langen Sandstrand aus, der bis nach Albanien reicht. Das Meer ist sehr flach und ich sehe eigentlich niemand schwimmen. Natürlich spielen am Ufer vor allem Kinder, die begeistert plantschen und Sandburgen bauen. Für mich ist es hier ideal für eine lange Strandwanderung. Ich spaziere nach links und ich möchte bis ans Ende laufen, doch ein Beach geht in den nächsten über und es kommt kein Ende. Wahrscheinlich bin ich schon längst in Albanien.
Zwei Fischer haben ein ca. 20 Meter langes Netz ausgeworfen und ziehen es gerade ein. Viele Schlaulustige sind gespannt, welche Meerestiere sie da an Land ziehen. Die Enttäuschung steht jedem im Gesicht geschrieben: nur Müll, Plastikabfälle, Taucherbrillen, Badeschuhe usw.)
Der Rückweg scheint unendlich lang, die Sonne ist untergegangen und es dunkelt. Obwohl ich sehr schnell gehe, barfuß im Sand und flachem Meer, bin ich erst nach 4 Stunden endlich zurück am Wohnwagen und Frank hat schon den Tischgrill aufgebaut. Der erste Versuch in diesem Urlaub, mit der Satellitenschüssel Empfang zu kriegen, bringt keinen Erfolg.
Der Wind hat zugelegt und der Strom ist so schwach, dass mein Gemüse auch nach einer halben Stunde nur leicht gesotten ist. Franks Rinderfilet kann man auch roh essen. Wir genießen den Abend bei einer guten Flasche Rotwein und bunten Windlichtern.
Dienstag, 22. August
WLAN Empfang hat man nur in einem kleinen Bereich neben der Rezeption. Also auf zum Arbeiten, mein Tagebuch hinkt Wochen hinterher. Es gibt eine kleine Bank mit Tisch und sonstige Sitzgelegenheiten. Jetzt hab ich Glück, alles ist frei. Doch eine junge Frau war schneller und setzt sich breitbeinig in die Mitte der Bank mit dem Tisch und hält ihr Smartphone vors Gesicht. Mit der Zeit kommt ihr wohl in den Sinn, dass ich mit meinem Notebook einen Tisch bräuchte. Widerwillig rutscht sie ein Stück zur Seite. Sie hat den Tisch so weit zurückgeschoben, dass sie ihre Beine bequem ausstrecken und auf die Strebe des Tisches stellen kann. Mein Notebook liegt kippelig an der Tischkante und nachdem ich mich hier nicht konzentrieren kann, packe ich das Gerät ein und geh ans Meer. Ich bin nicht rigoros genug. Nachtrag: im Restaurant soll der Empfang wesentlich schneller und stabiler sein als im Hotspot.
Heute bei der Strandwanderung nehme ich die andere Richtung nach Ulcinj. Das ist wesentlich kürzer und die Fotos sprechen für sich. Ein Sandsturm fegt über die Küste und viele Badegäste halten mit Not Ihre Schirme fest.
Abends geh ich nochmal ans Meer und hänge vergessenen Gedanken nach. Früher, in den 70-ern, waren Frank und ich schon einmal kurz hier. Ulcinj war für uns das Ende der Welt- nach Albanien durfte man nicht einreisen. Ich bin ganz allein am Strand und beobachte das Spiel der Wellen. Sie kommen mit weißer Gischt wie eine Schlange von rechts im schwarzen Wasser daher, in unterschiedlichen Längen und Stärken. Manche bauen sich plötzlich nach hinten hin auf und verlängern sich, andere vereinen sich zu einem langen Gischtstreifen und verblassen. Ewiges Spiel, ohne erkennbares System und doch harmonisch mit beruhigendem Wogen und Plätschern.
Rechnung ohne Beleg, 92 Euro, 23 pro Tag
Fahrt in die Bucht von Kotor nach Bijela
Mittwoch, 23.08. 17.Die Temperaturen steigen wieder, wir verlassen unseren großzügigen, ruhigen Schattenplatz um 11 Uhr. Auf der Stadtautobahn durch Ulcinj mit bepflanztem Grünstreifen in der Mitte sehen wir ein neues Hotel am anderen, dazwischen Müllberge, an allen Hängen Hotels, Explosion der Gästebetten. Auch hier wieder das Problem, dass die Infrastruktur die Massen nicht so ohne weiteres verkraftet. Km- lange Autoschlangen in Richtung Strand, meist aus dem Kosovo und Albanien.