Juhuu, sechs Wochen Sommerferien – der Wohnwagen ist bereit …. 30. Juli 2017. Abfahrt in Kronach 8:45, Autobahn über Regensburg, Linz, Wien, Budapest. Ziel: Camping Fortuna, 830 km.
Anreisetag Sonntag
Für das prognostiziert stauanfälligste Wochenende in diesem Jahr rollt der Verkehr prima. So rattern wir am ersten Tag ganz viele km runter, am Anfang ist das lange Fahren noch besser erträglich.
Es gibt nur einen kleinen Zwischenfall: beim ersten Mal Tanken sehe ich, dass die Toilettenschüssel randvoll mit Wasser gelaufen ist. Die Klappe zum Ablassen lässt sich zwar öffnen, aber der Inhalt passt nicht ganz in den Fäkalientank. Am Rastplatz sind alle Parkplätze besetzt. Nächster Parkplatz kommt ohne Toilette – es ist streng verboten, den Tank einfach im Gelände zu entsorgen. Beim nächsten Stop stellen wir erleichtert fest: keine Überschwemmung im Bad, die Schüssel ist diesmal nur halb voll.
Grenzübergang Ungarn
An der Grenze nach Ungarn bei Nickelsdorf fast keine Wartezeit. Die Vignette gibt es in einem der Kassenhäuschen, wenn man KFZ-Papiere vorlegt und ca 9 Euro zahlt. Es werden nur elektronisch Daten erfasst, eine Plakette bekommt man nicht. Der Müll am Straßenrand lässt vermuten, dass die Wartezeiten hier lang sein können.
Die Toilettenschüssel hat sich inzwischen selbst repariert.
Die letzten 165 km Autobahn bis Budapest sind extrem eintönig, etwas holprig, wegen Baustellen oft nur 1-spurig befahrbar und die rechte Spur hat viele Schlaglöcher. Die Ortsnamen in Ungarn sind meist lang und für mich unaussprechbar, wie z.B. Székesfehérvár.
Camping Fortuna bei Budapest
Wir wählen diesen Platz zum Übernachten wegen seiner speziellen Vorzüge: verkehrsgünstig gelegen, nur 15 km bis Budapest, Restaurant mit guter ungarischer Küchen, genügend freie Stellplätze im Grünen. Das Navi führt uns völlig in die Irre. Fast eine Stunde suchen wir nach dem Campingplatz in Törökbálint. Als wir endlich ankommen ist es kurz vor acht und das Restaurant am Platz hat seit Jahren geschlossen – schade, wir hatten uns so auf ungarisches Gulasch gefreut. Der Kiosk schließt um 19 Uhr und bietet nur mehr leere Flaschen.
Bei Recherchen im Internet fanden wir keinen Hinweis, dass sich das Restaurant nicht mehr rentiert und das nächste Lokal nur mit dem Auto erreichbar ist. Frank ist leicht fertig nach 11 Std. Fahrt und parkt das Gespann einfach schräg der Länge nach auf den geradesten Stellplatz. Der Mover streikt total und der Wohnwagen steht schief. Keil unters Rad legen, mit dem Auto hochziehen bis kurz vorm Abkippen. Doch jetzt ist die Deichsel so verkantet, dass die Verbindung zum Auto nicht mehr zu lösen ist. Ich sage: „Lass es gut sein, hängen wir nicht ab, zum Abendessen finden wir was im Kühlschrank.“ Aber mein Ehemann gibt nicht so schnell auf. Ich schaue mir derweil das Waschhaus an und beim Zurückkommen weht mir ein stechender Geruch um die Nase wie von einem durchgeschmorten Motor. Der Akkuschrauber liegt im Gras und Frank arbeitet mir der Handkurbel, um die Stützen nach unten zu bringen. Jetzt will Frank anscheinend doch mit dem Auto los zum Abendessen und kommt auf die Idee, die Deichsel mit dem Auto auseinander zu dehnen, was auch kurzfristig gelingt. Jedoch rollt der Caravan jetzt wieder vom Ausgleichskeil runter und die linke Vorderstütze kriegt bei diesem Manöver einen größeren Schaden ab. Für dem Rest des Urlaubs muss ein Wagenheber die Stütze ersetzen.
Ein kühles Bier aus dem Kühlschrank bringt leicht Entspannung, dazu ein Käsebrot und ein gemischter Salat.
Der sonst eher mufflige Besitzer kommt motorisiert im kleinen Golfwagen und erzählt uns ausführlich seine Krankengeschichte. Er spricht mit all den holländischen Campern auch nur Deutsch. Der Campingplatz Fortuna ist fast nur von Holländern belegt mit großen, gut ausgestatteten Vorzelten mit bunten Lichterketten und Porta Potties.
Waschgelegenheiten
Das kleine Toilettenhäuschen oben ist sauber, hat manchmal Papier und Flüssigseife. Im großen Sanitärgebäude unten lassen sich die meisten Türen nicht verschließen und es ist ziemlich heruntergekommen. Die Anzahl an Duschkabinen und WC’s ist mehr als ausreichend.
Aber das Schwimmbad gegenüber hat eine wunderbare Renaissance erfahren. Spa-Bereich mit Wellnessinseln, dicke Matratzen und weiße Vorhänge. Da muss wohl irgendein neuer Plan dahinter stehen. Der zugehörige Kiosk ist verwaist, das großes Gästehaus mit Lokal, an dem seit mindestens 7 Jahren gebaut wird, ist wieder ein Stück weiter fertiggestellt worden. Die Treppe zur Wasserrutsche ist mit Vorsicht zu besteigen, weil die letzte Stufe nur halb so lang ist und man haut sich leicht die Zehen an.
Schlaf der Fledermäuse
Vor dem Schlafengehen sprüht Frank den Mover mit Maschinenöl ein und siehe, er erwacht zu neuem Leben und so können wir ihn wenigstens als Bremse nutzen. Frank rumort ruhelos im Bett herum, wirft dann kurzerhand das Kopfkissen zur Fußseite und nach den Worten: „Ich bin doch keine Fledermaus“ schläft er recht schnell ein.
31. Juli 17. Vor der Weiterfahrt erklärt uns der Campingchef noch den Weg zur nächsten Tankstelle hier im Gewerbegebiet.
Eine besondere Tankstelle
Nach einigen Irr-Runden merken wir, das Kuchan kein Küchenhersteller ist, sondern die gesuchte Tanke (richtiger Name ist Auchan). Riesiges Gelände, jede Zapfsäule hat eine eigene Spur mit beidseitigen Bordsteinkanten und eigener Ausgangsschranke. Links steht das Kassenhäuschen. So wählen wir bequemerweise die linke Spur. Die Kasse hat ein für uns neues System der Selbstbedienung. Eine Stimme tönt aus dem Häuschen und sagt irgendwas auf Ungarisch. ..??? Ein anderer Kunde will uns helfen und zeigt in Richtung Zapfsäule mit seinen Fingern beliebige Zahlen. Aha, links unten hängt überdacht ein kleines Kästchen. Wenn man sich tief genug beugt, etwas am Kabel zieht und die Tastatur leicht schräg hält, kann man hier die Nummer der Zapfsäule eingeben. Danach fährt eine rote Metallschublade heraus, Klappe geht auf und dahinein legt man jetzt seine Bankkarte; Deckel geht zu und die Schublade fährt nach innen. Eine Stimme ertönt und jetzt ist es logisch: PIN eingeben. Es klappt, Rechnung mit Bankkarte kommen durch den roten Schlitz nach außen gefahren, Schranke geht auf.
Doch erst jetzt bemerken wir, dass wir die engste Spur erwischt haben und mit dem Gespann die Kurve verdammt eng wird. Nein, wir kommen nicht durch. Es hilft nur eins: Wohnwagen abkuppeln und mit Mover und Muskelkraft den Caravan durch die Schranke hieven. Die Autofahrer in der Warteschlange hinter uns haben die Lage bald erkannt, fahren rückwärts und suchen sich einen anderen Ausgang. Gott sei Dank geht der Mover wieder, sonst hätten wir lange hier festgehangen. Immer diese Schranken!