Zunächst erwartet uns ein sehr schön angelegtes Gelände mit Seen, teils natürlich bewachsen. Ein Leuchtturm, ein monumentales Piratenschiff als Cafe, riesige Badelandschaften, teils mit überdimensionalen Steinfiguren wie Elefanten, Nilpferden, usw.
Viele Becken haben erst seit 1. Mai geöffnet, einige werden noch renoviert oder sind noch nicht eingelassen.
Bei Youtube habe ich ein Video über das Freibad gefunden …. Jeder bilde sich da selbst seine Meinung. Ich bin auf jeden Fall froh, dass ´hier noch nichts los ist.
Im 30 ha großen Gelände gibt es zahlreiche Restaurants, Imbissbuden, Eisdielen und Biergärten.
Wir wählen ein Restaurant aus und fragen, ob es um 21 Uhr noch geöffnet hat. Der Ober nickt und wir gehen erst mal ein Bier trinken. Schön am See gelegen die Bänke, prima Faß-Halbe für einen Euro, romantische Umgebung, die Karpfen springen hoch. Dann um 18 Uhr ertönt unüberhörbar klassische Musik: Il Silenzio. Klingt für mich gut, doch auf einmal ringsum Aufbruchsstimmung! Alles bewegt sich Richtung Ausgänge und aufs Klo dürfen wir lt. Putzfrau auch nicht mehr. Seltsam, die Bäder haben doch angeblich bis 21 Uhr geöffnet. Wir gehen hoffnungsvoll und hungrig zurück zur Eßmeile … alle Buden dicht!
Nach 2 Std. Marsch im Freizeitgelände bevorzugen wir das Auto, um ein Lokal zum Abendessen zu finden. Wir nehmen einfach gleich das Erste (mit Raucherzelt und Parkplatz).Franks Zigeunerbraten schmeckt gut, meine Forelle hätte ich kein zweites Mal bestellt. Sie hatte nur das Skelett, keine Gräten, war pickelhart, paniert frittiert und schmeckte nach nix außer Pommesfett. Dazu lag sie auf einem kalten, unangemachten Salatbett. Schaut mal, was es sonst noch gibt: Gulasch aus Hahnenkoden mit Kamm und Muskelmagen. Igitt …
Zurück am Platz versucht ein polnischer Nachbar die Live-Musik einer klasse Coverband von Steppenwolf mit eigenem Sound zu übertreffen. Seine Lichtorgel war aber richtig gut.
Freitag 3.Mai
Frank macht eine kurze Erkundungs-Radl-Tour mit dem neuen E-Bike und ich denke mir: wenn ich schon mal hier bin, erkunde ich doch das Heilbad und packe die Badesachen ein.
Heilbad
Angeblich soll hier 1925 aus einerTiefe von 1100 Metern das 75 ° heiße Thermalwasser hervorgesprudelt sein. Die Badekur soll helfen bei chronischen Gelenkentzündungen, Arthrose, Nervenentzündungen, internen und dermatologischen Problemen usw.
Erste Hürde: ich habe lange Haare und alle Haarspangen daheim vergessen. Zufällig ist im Garten davor ein Shop. So erstehe ich eine Haarspange, bezahle mit 2 Euro und bekomme 300 Forint zurück. Genau das richtige Kleingeld, um ein Kleiderfach im 1. Stock zu mieten. Die 100 Forint kommen sogar nachher zurück. Anfangs war es für mich nicht einfach, mich zurecht zu finden. Mehr als 40 verschiedene Behandlungsräume zuzuordnen geht nicht so schnell ohne Brille. Badeschlappen habe ich auch vergessen und ich schlittere barfuß wie auf Langlaufschiern. Rundum in den Becken sind Sitzbänke. Hier regiert die Langsamkeit. Einige halten ein Buch aus dem Heilwasser und lesen, andere halten die Augen geschlossen, auch schmusen ist beliebt. Vor allem, wenn die blubbernden Sprudel aus der Tiefe kommen. Nach 20 Min bin ich leicht kreislaufschwach und merke beim Herausgehen, dass ich ausgerechnet das Becken mitTemperatur 36 – 38 Grad erwischt habe.
Abends wird es regnerisch und so fahren wir mit dem Auto wieder zu der gleichen Wirtschaft. Wir sind die einzigen Gäste. Ich bestelle gebratenes Hähnchenfilet mit Reis, um das Fett zu umgehen. Es kommt ein dick paniertes Schnitzel im alten Pommesfett gebadet auf blankem Reis. Ich versuche, die ölige Panade zu entfernen. Das Fleisch ist super zart … Fleischzartmacher? Frank hat den ganzen Tag noch nichts gegessen und bestellt Ente mit Variationen. Tut mir so leid, gerade wenn’s besonders gut schmeckt und dann ein Bissen in der Speißeröhre stecken bleibt. Fast das ganze Essen bleibt am Teller zurück. Gott sei Dank löst sich der Knödel nach dem Wodka zuhause ganz auf und ein paar Gummibärchen bringen ja auch Kalorien.
Samstag 4. Mai 19. Ich faulenze noch einmal ausgiebig im Heilbad, Frank liest. Der Wetterbericht sagt für ab Mitternacht anhaltenden Regen voraus und so werden wir morgen abreisen. Vorzelt, Tisch und Teppiche sind schnell verpackt. Abends gehen wir zu Fuß in die Fußgängerzone. Nach 20 Min. auf breiten Fußgängerwegen sind wir schon da und finden in einem touristisch schönen Lokal mit zahlreichen Obern im schwarzen Anzug einen Platz. Uns schmeckt‘s hervorragend und, zur großen Überraschung, es ist sogar billiger.
Am Tisch gibt es Zahnstocher und dann passiert das Malheur: schwuppdiwupp ist meine Goldkrone draußen. Morgen ist Sonntag und wir haben schon alles eingepackt. Was tun? Einen Tag länger hierbleiben oder Weiterziehen und alles in Hermannstadt regeln? Mein Blick fällt auf den Zettel mit dem WLAN-Passwort auf dem Tischen. Das Handy findet spontan eine Zahnklinik im Hotel Silver, ganz in der Nähe. Geöffnet täglich bis 22 Uhr. Schnellen Schrittes könnten wir das heute noch schaffen. Jetzt kommen wir in den Hotelteil von Hajdúszoboszló. Das wird richtig nobel hier, breite Gehwege, Parkanlagen, ein Lokal am anderen. Danks Frank guter Orientierung finden wir tatsächlich die Zahnklinik. Doch es nur noch die Putzfrau zu Gange und wir sehen an der Tür den Zettel mit neuen Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr. Ok. Entweder es klappt morgen früh oder wir fahren weiter.